Quatar 2022 = WM der Schande
Die Fussball WM in Quatar 2022. Bereits von 10 Jahren, genau 2010 wurde in Zürich bei der FIFA mit großem Brimborium die Vergabe der beiden WM-Kandidaten für 2020 in Russland und 2022 in Quatar bekannt gegeben. Obwohl jedem ausserhalb der FIFA sicher schnell klar war dass in beiden Ländern niemals eine Fussball-Weltmeisterschaft hätte ausgerichtet werden dürfen und dass diese Vergaben finanziell motiviert waren – sprich durch Korruption zumindest begünstigt wurden. Ggf. sogar vollständig deshalb.
Der damalige FIFA-Präsident und CEO Sepp Blatter trat kurze Zeit später wegen heftiger Korruptionsvorwürfe zurück (offiziell angeblich aus Altersgründen). Die FIFA-Zentrale wurde mehrfach bei polizeilichen Ermittlungen durchsucht, nach dem die amerikanische Staatsanwaltschaft des Staates New York gegen mehrere FIFA-Funktionäre Haftbefehle ausgestellt hatte. Viele wurden festgenommen und wegen Korruption angeklagt.
FIFA ein korrupter Haufen Fussball-Funktionäre?
Wie heisst es so schön: ein Schelm wer böses denkt… Schon bei der Vergabe der WM nach Russland hätte man aufhorchen müssen. Allerdings war der brutale Angriffskrieg Russlands gegen ein souveränes Land mitten in Europa noch fern. Daher sah man lieber weg. Denn schon damals ging es um viel Geld.
Die WM in Quatar (Katar) allerdings, hätte so nie vergeben werden dürfen. Zum einen war bereits 2010 die Lage der Menschenrechte in Quatar dramatisch. Frauenrechte? Fehlanzeige. Rechte von arbeitenden Gastarbeitern? Fehlanzeige. Bereits damals war all das bekannt.
Aber Quatar ist eines der reichsten Länder der Welt. Und so „kaufte“ man sich eben die Stimmen der noch fehlenden FIFA-Funktionäre nach und nach zusammen bis diese bei der Abstimmung für Quatar stimmten.
Der CEO-Nachfolger von Sepp Blatter als FIFA-Boss, Gianni Infantino (links im Bild), bekam sogar ein Haus in Quatar vom quatarischen Scheich geschenkt und zog daraufhin mit Hauptwohnsitz nach Quatar.
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Eben genau: ein Schelm wer böses denkt. Angeblich hatte die Vergabe der WM nach Quatar natürlich rein gar nichts mit Korruption zu tun. Natürlich völlig klar dass Herr Infantino daraufhin öffentlich alle Vorwürfe zum Thema Menschenrechte zurück weist und gern auf die angeblichen Erfolge der Reformen in Quatar hinweist… so wie es die Regierung dort gern hören möchte.
Internationaler Aufschrei zu Menschenrechten blieb aus
Nachdem, rund 10 Jahre später zu Beginn des Jahres 2022 immer mehr Berichte über die Lage der Gastarbeiter und am Bau der Stadien Beteiligten Wanderarbeiter, mehrheitlich aus asiatischen Ländern und Nepal, Banglasdesh oder Indien stammend, bekannt wurde, regte sich auch immer mehr Kritik an der Vergabe der WM nach Quatar. Insbesondere das sog. „Kafala“-System steht im Mittelpunt der Kritik.
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„Das Kafala-System ist in den Aufenthaltsgesetzen der Golfstaaten gesetzlich festgeschrieben (zum Beispiel in Saudi-Arabien im Aufenthaltsgesetz vom 4. Juni 1952). Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Rechtsnormen in den Golfstaaten geht das Kafala-System nicht auf Regeln des Schariarechts zurück, sondern auf vage umrissenes Gewohnheitsrecht der Beduinenstämme. Einige Fragen dieses Rechts sind nach wie vor ungeklärt, wie zum Beispiel eine genaue rechtliche Festlegung des Verhältnisses zwischen Migrant und Kafƒ´l.
Der Bürge (Kafƒ´l) ist dazu verpflichtet, für die Einreiseformalitäten und die staatliche Registrierung Sorge zu tragen sowie die Einhaltung der Vertragsformalitäten zu garantieren. Zu diesem Zweck wird der Pass der ausländischen Arbeitskraft in der Regel durch den Kafƒ´l eingezogen und erst nach Vertragsende wieder ausgehändigt. Die Dauer eines solchen Vertrags beträgt meist zwei bis fünf Jahre. Nach Ablauf des Vertrags erfolgt entweder die Ausreise bzw. Abschiebung, oder die Vertragsverlängerung durch beide Seiten.“ (Quelle Wikipedia)
Laut katarischem Wirtschaftsminster sei zwar das viel kritisierte „Kafala-System“ bereits in 2018 abgeschafft worden, welches dafür sorgt dass Arbeigeber ihre Angestellten quasi wie Leibeigene behandeln konnten. Doch die Praxis sieht wohl wie so oft anders aus.
Nach vielen Berichten und Dokumentationen von Menschenrechtsorganisationen wie „Human rights watch“ oder „Amnesty international“ sind diese Systeme nach wie vor in Kraft. Zwar offiziell, qua Gesetz verboten, aber wo kein Kläger ist auch kein Richter… Eine kritische Auseinandersetzung mit den international erhobenen Vorwürfen hat es bei der FIFA bis heute nicht gegeben. Im Gegenteil.
Sportler und Funktionäre knicken gegenüber der FIFA ein
Nunmehr im Jahr 2022 angekommen, die WM läuft bereits, ist nach dem ersten Freundschaftsspiel klar: die FIFA distanziert sich von ihren eigenen Statuten die Gleichberechtigung und Menschenrechte zu wahren und diese moralischen Regeln in ihr Handeln einzubeziehen.
Mehrere europäische Fussball-Nationalmannschaften, darunter England, Wales, die Niederlande, Dänemark, Deutschand und Frankreich wollten mit einem Symbol ein Zeichen für genau diese Werte setzen.
Es geht dabei um das Tragen einer eine einfachen Armbinde der Mannschaftskapitäne (eh schon eine abgeschwächte Form des Protestes) mit der Aufschrift „One love“ in Regenbogenfarben um die Diversität der Welt zu symbolisieren. Diese sollte bei allen Spielen getragen werden. Auch wurde diese Armbinde bereits im Vorfeld bei der FIFA angemeldet. Und sie wurde sogar beim letzten Testspiel vor der WM Deutschland gegen Oman von Kapitän Neuer getragen.
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Doch im letzten Moment, einen Tag vor Beginn des Turniers verbietet(!) die FIFA (entgegen ihrer eigenen Statuten) diese Armbinde mit der fadenscheinigen Begründung dies sei „ein politisches Statement“. Man fragt sich was eine einfache Armbinde mit der dem Satz „One love“ mit Politik zu tun haben soll, denn das ist ja nur eine einfach Aussage der sich sicherlich jeder echte Demokrat anschliessen kann. Nicht so die FIFA. Man will Quatar nicht verärgern, hat es doch im Vorfeld schon soviel unschöne Kritik wegen der Arbeitsverhältnisse und Ausbeutung der Arbeiter gegeben.
Nur als kurze Info zu dieser Kritik: ein Gastarbeiter „verdient“ dort ca. 300-500.-U$ + 75.-U$ monatlich für rund 12 Stunden täglich bei 7 Tagen die Woche! Dies in dem wohl reichsten Land der Welt. Es werden Menschen wie Leibeigene gehalten in billigsten Massenunterkünften (12 Personen zusammengepfercht auf 8qm2 !!) und mit Hungelöhnen abgespeist. Und selbst diese werden oft monatelang nicht ausgezahlt. Das Kafala-System wird ausserdem nach wie vor in viele Fällen uneingeschränkt angewendet.
Armselige Vorstellung des DFB, der europäischen Nationalmannschaften
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Aber die FIFA setzt sich mit ihrem Verbot der o.g. harmlosen Armbinde durch und alle europäischen Clubs und Funktionärte knicken gegenüber der Fifa ein und verzichten auf das Tragen der Armbinde. Man will keinen „Regelverstoß“ riskieren, keine gelbe Karte, keine evtl. Geldstrafe. Nichts. Anstelle dessen versucht man sich in schwachen Erkölärungsversuchen, es gehe um den Sport und man wolle daher keine Konfrontation suchen sondern sich dem Tournier widmen. Aha.
Soviel zum Thema „Menschenrechte“ im Profi-Fussball. Verlogenheit, Egoismus, Korruption, Feigheit. Alle Beteiligten sollten sich was schämen.
Aber: es geht um GELD, viel Geld, da wird die Moral schnell egal.